Also, Wieso Partizipation?
Spätestens seit der Alma-Ata, seit der Ottawa-Charta ist das ein ganz etabliertes Prinzip,
das auf Beteiligung setzt von Partner:innen, von Nutzer:innen, von Konsument:innen, von Patient:innen und
und auf Lebensweltbasierungen setzt. Das ist ein ganz zentrales Prinzip,
das ganz stark mit Zusammenarbeit, mit Partnerschaften und Beteiligung arbeitet und dabei,
und das ist für mich das Besondere und das Spannende auch ein Ressourcen-orientiertes Vorgeben
an den Tag legt und zwar nicht immer nur in gerade auch, wir haben ja die Geldgeber
mit im Raum, wenn wir Anträge schreiben, müssen wir immer Probleme beschreiben.
Immer, wo sind die Probleme und wir haben dann die großen Lösungen und das verleitet dazu,
immer auch Zusammenhänge als Problem zu fassen und auf die Defizite zu fokussieren.
Dieses Konzept macht es genau andersrum und guckt nach den Ressourcen, guckt quasi nach dem,
was es auch schon an Assets gibt, an Kompetenzen, an lokalem Wissen, was man quasi nutzen kann.
Wenn man das macht, hat man bessere Chancen tatsächlich passende Angebote zu entwickeln,
die sich an Bedarfen orientieren, die vor Ort, lokal in den Lebenswelten vorhanden sind,
um dann zum einen zielgruppenspezifisch, also für bestimmte Zielgruppen maßgeschneiderte Angebote
entwickeln zu können, aber gleichzeitig auch Community orientiert zu arbeiten,
das heißt breiter mit lebensweltlichen Gemeinschaften zusammenzuarbeiten.
Der englische Begriff Community, den übersetzen wir als "lebensweltliche Gemeinschaft".
Und wenn wir das machen, haben wir auch bessere Chancen, kommunikative Probleme zu lösen,
die natürlich in einer Welt, in der wir heute leben, wo wir multilingual, ständig unterwegs sind.
Es werden so viele Sprachen gesprochen. Wir können überhaupt nicht davon ausgehen,
dass auch hier in Deutschland Deutsch die einzige Sprache ist, die zählt und gesprochen wird.
Und um das tatsächlich nutzen zu können als eine Chancen, als eine Ressource, die Menschen zu erreichen
und auch von ihnen zu lernen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen, dafür quasi
ist Partizipationen ein ganz toller Zugang.
Und ich bin ja aus der Wissenschaft, ich bin Sozialwissenschaftlerin,
die viel zu Gesundheit geforscht hat. Wir haben auch in der Wissenschaft dieses Prinzip
der Partizipation erkannt, dass das ein wichtiger oder ein spannender Zugang sein kann.
Nicht für alle Fragen, nicht für alle Themen, aber in bestimmten Kontexten ganz wichtiger Zugang,
wo wir gesagt haben, Leute sollen nicht nur einfach teilnehmen an der Forschung,
sondern teilhaben. Das ist die Idee. Das heißt, wir forschen gemeinsam mit Partner:innen aus den Lebenswelten
und wir versuchen, so eine doppelte Zielsetzung zu erreichen, nämlich nicht nur,
wie wir sonst als Akademiker:innen das immer tun, Erkenntnisse zu generieren,
sondern wir versuchen auch gleichzeitig, einen praktischen Nutzen zu erzielen,
wird im Kontext von Fluchtforschung auch als dualer Imperativ artikuliert
und im Kontext von Gesundheitsforschung geht es ganz häufig eben auch um Gesundheitsförderung.
International ist sehr viel stärker etabliert als in Deutschland, aber auch das BMBF fordert
das seit mehreren Jahren verstärkt. Super. Es ist weit bekannt als Participatory Action Research.
Den Ansatz, den ich kennengelernt habe im nordamerikanischen Raum und den ich anwende,
denn er nennt sich Community basierte partizipative Forschung oder CBPR.
Das erste Beispiel. Das ist das aktuelle Projekt, was wir gerade abgeschlossen haben.
Ich freue mich sehr, dass Marcus Wächter-Raquet auch da ist, der auch einer der beteiligten Partner:innen war.
Das Projekt trägt den Titel Vulnerabilität und Empowerment,
partizipative Ansätze der Gesundheitsförderung mit Geflüchteten.
Die Idee dahinter war, eben Menschen mit Fluchterfahrung, definiert im breitesten Sinne,
als Expert:innen in eigener Sache einzubeziehen und eben Forschung und Gesundheitsförderung miteinander zu verknüpfen.
Da waren mehrere Partner:innen daran beteiligt in Hannover, Berlin und München.
Und gefördert wurden wir von der deutschen Forschungsgemeinschaft als ein Teilprojekt
der Forschungsgruppe PH-LENS, die von Oliver Razum und Kayvan Bozorgmehr koordiniert wurde.
Hier rechts sehen Sie Maryam Mohammadi. Das ist eine geflüchtete Community Partnerin, die an dem Standort
Presenters
Prof. Dr. Hella von Unger
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:25:30 Min
Aufnahmedatum
2023-03-14
Hochgeladen am
2023-03-31 15:16:15
Sprache
de-DE